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Humanistische Bildung und Humanistische Akademien

Aus der Sicht des vom HVD gepflegten ‚Praktischen Humanismus‘ nimmt die Problematik ‚Was ist und was kann Humanistische Bildung‘ einen vorderen Platz ein.

 

Umso mehr gilt das für einen Freistaat wie Thüringen in dem zwei Drittel der Bevölkerung keiner der abrahamitischen Religionen oder anderen Religionsgemeinschaften angehören.

 

Ein Blick auf die Bildungsinhalte und das Kulturprogramm des Freistaats zeigen, dass Begriffe wir Humanität, Humanismus darin faktisch nicht vorkommen. Staatsverträge durch die Landesregierung insbesondere in den neunziger Jahren während der Regierungszeit von Dr. B. Vogel mit religiösen Körperschaften abgeschlossen wurden. Auch die Inhalte des verpflichtenden Ethikunterrichts wurden wesentlich durch christliche Theologen bestimmt.

 

Als vor zehn Jahren gegründeter HVD Landesverband sehen wir es als vorrangige Aufgabe an gemeinsam mit nicht religiös gebundenen Menschen und deren Organisationen Möglichkeiten zum Erwerb humanistischer Bildungsinhalten zu schaffen.

 

Natürlich interessieren wir uns auch über die von anderen Weltanschauungen und Religionen angebotenen Bildungsinhalte.

 

Dazu gehören Werke wie der von der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig 2020 veröffentlichte Grundlagentext unter dem Titel „Religiöse Bildung angesichts von Konfessionslosigkeit Aufgaben und Chancen“ mit einem Vorwort von Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

Wer allerdings im Internet unter Humanistische Bildung sucht wird nur schwer fündig und dort mit den Ergebnissen negativer Entwicklungen konfrontiert.

 

Aktuell am wertvollsten weil kompakt und anspruchsvoll erscheint dem Autor dieser Seite ein im Jahr 2010 veröffentlichter Vortrag von Julian Nida-Rümelin unter dem Titel „Humanismus als Leitkultur“ in dem er schreibt: …“Humanistische Bildung darf keine Nische, darf kein Luxus sein; Bildung ist ein Teil des europäischen kulturellen Selbstverständnisses“.

 

An anderer Stelle heißt es im gleichen Vortrag: …„es soll deutlich werden, wieso der Glanz der deutschen Bildungs- und Kulturnation nach dem Ersten Weltkrieg verblasste. Die heutigen Befunde der Pisa-Studie, die intensiv geführte Debatte um die Bologna-Reform zeigen Deutschlands Wandlung. Doch bei einem fairen internationalen Vergleich zur Bedeutung der Kultur würde Deutschland auch heute noch auf einem vorderen Platz rangieren. Allerdings werden diese positiven Entwicklungen von einem Rückzug des Staates auf allen Ebenen seiner kulturellen Verantwortung überlagert. Die vorliegenden Überlegungen beschäftigen sich mit der Frage, ob Deutschland sich in Zukunft wieder als Bildungs- und Kulturnation definieren und die schleichende Marginalisierung von Bildung und Kultur beenden kann.“

 

Die Thematik Bildung wird auch im HVD-Standardwerk “HUMANISMUS : GRUNDBEGRIFFE“ aus dem Jahre 2016 durch Ulrich Herrmann aus humanistischer Sicht auf acht Seiten, mit 40 Literaturhinweisen (auch mit Verweis auf Nida-Rümelin) dargestellt.

 

Im Abschnitt 1 Aufstieg und Niedergang eines Leitbegriffes schreibt Herrmann zum Begriff Bildung: „…die akademische Pädagogik hat Bildung als Grundbegriff weitgehend aufgegeben, durch `Kompetenz` ersetzt und sich im Bereich der Lehrerausbildung in ‚Bildungswissenschaften‘ umbenannt, um über ihre Sinn- und Funktionskrise hinwegzutäuschen.“

 

Ìm Abschnitt 6 Bildung und Humanismus heißt es zur Thematik bei Herrmann „die Bedrohlichkeit (in Friedrich Schlegels Diktum) „Jeder ungebildete Mensch ist die Karikatur seiner selbst“ wird nicht einmal mehr erahnt, denn „Wissensmanagement“ ist angesagt. Die zu entwickelnden Kräfte und Talente der jugendlichen Persönlichkeit – das Credo der internationalen Reformpädagogik … ist in den ‚höheren‘ Schulen zur Nebensache und teaching to the test zur Hauptsache geworden.“.

 

Wie Sie sie als Leserinnen und Leser sehen, gibt es im Freistaat Thüringen hinsichtlich humanistischer Bildung und Erziehung viel zu tun.

Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit und Teilnahme.

 

Humanistische Akademien

Die Humanistischen Akademien, gegründet in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, sind mit ihrer Programmatik zum unverzichtbaren Bestandteil praktischer humanistischer Kultur geworden.

 

Hervorzuheben sind insbesondere die Veröffentlichungen sowohl der Humanistischen Akademien in Berlin-Brandenburg und Bayern als auch der Humanistischen Akademie Deutschlands.

 

Informieren Sie sich auf den Webseiten der Akademien, die sie auf unserer Partnerseite finden und über die Flyer des Alibri-Verlages

 

Zu beiden Flyern haben wir eine Dokumentation zu allen Veröffentlichungen mit Inhaltsverzeichnis und Probekapiteln zusammengestellt, die wir Ihnen gern zusenden. Sie können die Werke auch über uns beziehen.

 

Für viele dürfte auch das Gesamtverzeichnis des Alibri-Verlages, der 2020 sein zwanzigstes Jubiläum feierte von Interesse sein.