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Geschichte des Humanismus Thüringen

Zum Thema

 

Das heutige Thüringen war nie längere Zeit Teil des Römischen Reiches. Trotzdem gilt es aufgrund seines reichen Spektrums an römischen Funden als Schlüsselregion für das Verständnis der römisch-germanischen Beziehungen während des 1. – 4. Jh. unserer Zeitrechnung.

Auf seinem Gebiet gelang es einem germanischen Stammesverband zu Beginn des sechsten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ein Königtum zu errichten, welches das einzige germanische Königtum außerhalb des Römischen Reiches blieb.

531 war es aus mit der Thüringer Herrlichkeit.

Fränkischen Adlige aus dem Geschlecht Merowinger nahmen in einer blutigen Fehde das Land der Thüringer in ihren Besitz. Die Merowinger und ihre Gefolgschaft hatten sich bereits christlich taufen lassen. Ihre fränkische Reichskirche war aber nicht direkt Rom unterstellt. In der Regel war zu dieser Zeit nur die fränkuisch-thüringische Oberschicht getauft.

Im ersten Drittel des achten Jahrhunderts putschten die sogenannten Hausmeier also die obersten Verwalter des fränkischen Reiches unterstützt durch die römische Kirche und übernahmen als Karolinger auch die Macht in Thüringen. Mit kräftiger Unterstützung fränkischer Krieger und ausgestattet mit einem Mandat des Papstes in Rom begann ein englischer Wanderprediger, der sich Bonifatius nannte, den rechten römischen Glauben in Thüringen einzuführen. Bonifatius war es auch, der dem amtierenden Papst vorschlug, eine bereits damals (gegen 725) florierende Handwerker- und Kaufmannssiedlung, Erphesfort genannt, als Bischofssitz zu bestätigen.

In einem Kapitular von Thionville (im heutigen Lothringen) verfügte der inzwischen zum Kaiser avancierte Franke Charlemagne (Karl der Große) im Jahr 805 das Erfurt einer der fünf im Reich privilegierten Handelsorte zu den Slawen sein sollte.

Damit verbunden war übrigens das Verbot, hochwertige Waffen an die Slawen zu verkaufen.

Erfurt war seit 740 bis 1803 Teil des Erzbistums Mainz und hatte bis einschließlich 1664 eine relativ freie Bürgerschaft. Ihre Freiheiten verloren die Erfurter Bürger im Oktober 1664 nach blutigen Auseinandersetzungen mit den einrückenden Truppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs und unter Zahlung hoher Kontributionen an den Mainzer Kurfürsten.

Um 1500 zur Zeit des Aufbruchs vom Mittelalter in die Neuzeit war Erfurt eine Großstadt im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und anerkanntes Zentrum des frühen Humanismus und der Wissenschaften. Die Stadt verfügte seit 1392 über eine von der Erfurter Bürgerschaft gestiftete Universität - die Hierana. 1501 im Sommersemester nahm der spätere Kirchenreformator Martin Luther das Studium an der dortigen Artistenfakultät auf. 1505 beendete er sein Studium  mit dem Titel Magister Artium.

Unser Hinweis:

Empfehlenswert ausführlicher nachzulesen bei:

Werner Mägdefrau, Thüringen und das Reich um 1500 Aufbruch vom Mittelalter in die Neuzeit, 665 S. Rockstuhl, 2016 

 

Es vergingen weitere 490 Jahre bis Erfurt 1991 Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen und somit Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.

 

In der Zwischenzeit hatten die Thüringer ob Handwerker, Unternehmer, Arbeiter, Bauern und Kaufleute in viefältigen Auseinandersetzungen und Kooperationen mit Adligen, Fürsten und christlichen Geistlichen viel erreicht.

Sie nutzten die Zeiten der Aufklärung und Renaissance und schufen ein "steinreiches" Land mit Schlössern, Städten und Dörfern, Kirchen und Klöstern.

Kulturell mit seinen Universitäten, Philosophen, Schriftstellern und Komponisten wurde Thüringen ein in Deutschland und auch international anerkanntes Gemeinwesen.

Wie 2018 die Ausstellung "Erlebnis Industriekultur - Innovatives Thüringen seit 1800" zeigte,  war Thüringen trotz seiner Zersplitterung in einer Reihe von Industriezweigen weltweit konkurrenzfähig,

Die Gründung des deutschlandweiten Weimarer Kartells zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war ein sichtbarer Ausdruck der Verbreitung freidenkerischer und humanistischer Gedanken gerade auch in Thüringen.

Mehr dazu bei:

Horst Groschopp, DISSIDENTEN  Freidenker und Kultur in Deutschland, 525 S. TECTUM, 2011 2. verbesserte Auflage

 

Diese erfolgreiche, säkular geprägte Entwicklung wurde durch die Ereignisse der Jahre 1932 - 1989 in Thüringen nachhaltig unterbrochen.

Langsam beginnen die im Freistaat lebenden Menschen, sich gemäß ihren freidenkerischen, humanistischen Wurzeln zu organisieren.

Dabei geht es auch um die geschichtliche Reflexion des Humanismus in seinen vielfältigen Facetten und um die Vermittlung dieses Teils der Thüringer Geschichte den Menschen in Thüringen.

 

Daran arbeitet unser Thüringer Landesverband.

Sie sind herzlich eingeladen, uns bei diesem Vorhaben tatkräftig zu unterstützen.

 

Abschließend zu einem Problem, welches seit mehr als zweihundert Jahren die deutsche Gesellschaft vor sich her schiebt.

Und auch wir in Thüringen seit nunmehr fast dreißig Jahren dadurch in unserer Arbeit gehemmt werden.

 

Es geht um ein Ereignis, welches verbunden mit der französischen Revolution von 1789, der Entwicklung einer säkularen, bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland im Wege steht - die unrechtmäßige Interpretation durch interessierte Kreise des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803.

 

Dazu zu ihrer Aufklärung und  Information drei Artikel:

 

https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Reichsdeputationshauptschluss

 

2003 Johannes Neumann Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 Voraussetzungen und Folgen.pdf

 

2008 Bernhard Vogel zum Beispiel Thüringen.pdf